WM 2010: Tag #12

Jetzt hat doch tatsächlich die letzte Spielrunde der Gruppenphase begonnen, weshalb die Spiele in jeder Gruppe zeitgleich ausgetragen werden. Schuld daran sind die Germanen. Na gut, auch die Österreicher. Weil sie 1982 in Gijon gepackelt, also geschummelt haben. Naja, so kann man es auch nicht sagen. Jedenfalls haben sich die Österreicher ein Tor schießen lassen, das keinem weh getan hat und dadurch sind die beiden Mannschaften aufgestiegen. Blöd für die Algerier, die deshalb ausgeschieden sind. Um solch ein blamables Vorgehen in Zukunft zu verhindern, hat die FIFA beschlossen, die letzten Gruppenspiele zeitgleich anzusetzen. Soll mal einer sagen, kleine Länder hätten keinen Einfluss auf das Weltgeschehen.

Südafrika : Frankreich  2 : 1 ………………. Uruguay : Mexiko  1 : 0

Zurück zu einer anderen blamablen Geschichte, die mit F beginnt und mit rankreich endet. Trainer Domenech, von dem ich persönlich nicht viel halte, tat mir am Ende sogar ein wenig Leid. Aber das soll jedem Trainer eine Warnung sein, das Ende länger hinauszuzögern. Er hätte schon längst den Trainersessel räumen müssen. Hat er aber nicht. Und so schaut dann das Ergebnis aus: letzter Platz in der Gruppe A, gerade einmal 1 Punkt und 1 Tor gemacht, im letzten Spiel gegen Südafrika an den Rand eines hochnotpeinlichen Debakels gebracht (beim Stand von 2 : 0 vergaben die Südafrikaner stümperhaft jede sich ihnen bietende Torchance), Anelka nach wüsten sprachlichen Eskalationen gegenüber dem Trainer nach Hause geschickt, abgrundtiefe Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft. Kurz und gut: es ist der französische Süpergau des Fußballs. Ab morgen heißt es: zurück zum Start und besser machen. Wobei, da fällt mir ein, dass die französische Sportministerin einen flammenden Appell an die Kicker gerichtet haben soll. In der Umkleidekabine. Man stelle sich das mal vor. Da sitzen die gestandenen Fußballrecken, ein Ribery, ein Gallas, ein Malouda und wie sie alle heißen, und vor ihnen postiert sich eine Madame, vermutlich im hübschen Chanel-Kostüm, und erzählt ihnen etwas von Ehre und „Grande Nation“ und dass sie fürs Vaterland kämpfen müssen. Ich meine, wenn es eines gibt, das unmissverständlich aufzeigt, dass der Karren endgültig im Dreck steckt, dann ist es dieses Bild.

Südafrika hätte sich eigentlich den Aufstieg durchaus verdient, hätten sie nicht so naiv gegen Uruguay gespielt. Im Eröffnungsspiel gegen Mexiko (huh, was für eine Dramatik!) sogar den Sieg vor Augen (was ein Stangenschuss so ausmacht), wurden sie von Uruguay regelrecht überfahren. Dass sie sich noch einmal gegen Frankreich aufbäumten, ist ihnen hoch anzurechnen. Sie probierten alles. Und, wer weiß, wer weiß, wenn nicht schon wieder die Stange (exakt: die Querlatte) getroffen worden wäre, es hätte eine ganz große Sensation geben können. Und während des Spiels überlegte ich, meine Anfeuerungen von Mexiko auf Südafrika zu verlagern. Hätte ich mich nicht für die Franzosen so geniert, ich hätte den Südafrikanern noch mehr Tore gewunschen. Schade, in jedem Fall, dass Südafrika nach Hause fahren muss. Gut. Weit haben sie es ja nicht.

Mexiko! Im Auftaktspiel gegen Südafrika hätten sie durch ihre Überheblichkeit beinahe das Spiel aus der Hand gegeben. Sie retteten einen Punkt und spielten sich gegen Frankreich in mein Herz. Gut. Da wusste ich noch nicht, dass Frankreich eigentlich stehend ko war und gar nicht mehr bei der WM mitspielen wollte. Aber wie sie die Franzosen schwindlig spielten, das hat mir gefallen. So gut, dass ich ihnen die Daumen drücke. Auch und vor allem gegen Argentinien. Ja, ich halte generell zu den Underdogs, wenn sie es verstehen, mit Herz zu kämpfen. Ja, ja. Das Spiel gegen Uruguay war kein Ruhmesblatt („Wie köpfe ich freistehend, etwa vier Meter vor dem Tor, einen Meter neben das Tor?“). Zu nervös waren die Mexikaner. Hätte ich nicht gedacht. Wir sehen: wenn einmal die Nerven blank liegen, dann ist Schluss mit Zauberfußball. Einigermaßen ehrenvoll ins Achtelfinale gerettet (immerhin hatten sie einen Lattenkracher zu verzeichnen!).

Uruguay! Huh. Die Burschen aus Südamerika sind stark. Gegen die Franzosen rührten sie Beton an (obwohl sie das gar nicht gebraucht hätten), zeigten, zu welch einer Defensivleistung sie im Stande waren. Gegen Südafrika drehten sie am Dampfrad und zeigten, zu welch einer Offensivleistung sie im Stande waren. Und gegen Mexiko zeigten sie keine Nerven und spielten die Partie sauber zu Ende. Sehr stark. Respekt. Wer soll diese Mannschaft stoppen? Bitte aufzeigen!

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Argentinien : Griechenland  2 : 0……………….Nigeria : Südkorea  2 : 2

Nichts für schwache Nerven. Bei Nigeria und Südkorea ging es um die Wurscht. Wobei, im schlimmsten aller Fälle hätte sogar noch Griechenland mit einem Unentschieden aufsteigen können, falls Nigeria gewonnen hätte. Das war meine größte Sorge. Dass sich die Griechen gegen die Argentinier ihr Unentschieden ermauern und dann von den Leistungen der Afrikaner profitiert hätten. Nein, solch Ungerechtigkeiten stoßen vermutlich sogar Zeus säuerlich auf und dieser hatte gottlob mit den sterblichen Fußballfans ein Einsehen. Die Argentinier machten schlussendlich das Tor, legten noch eines drauf und machten somit den Sack vorzeitig zu. Es ist immer bitter, mitansehen zu müssen, wie beherzt kämpfende Mannschaften aus dem Turnier fliegen. Nigeria hat alles gegeben, vollsten Einsatz gezeigt und trotzdem verloren. Die Franzosen, zum Beispiel, oder die Engländer, die machen auf Schlaftablette, spielen einen müden grottenschlechten Kick und verdienten es, nach Hause schwimmen zu müssen.

Nigeria (mir kommt vor, als hätte ich mal Nigerien geschrieben, irgendwann, irgendwo, in diesem Blog) hat sich wahrlich bemüht. Gegen Argentinien, gut, da kann man schon verlieren, noch dazu, wo es sich um ihre erstes Spiel handelte. Aber das Spiel gegen Griechenland, also, nein, das hätte man gewinnen müssen. Und kurzzeitig sah es auch danach aus, hätte sich nicht einer der Afrikaner zu einer Dummheit hinreißen lassen und dafür den Ausschluss serviert bekommen. Tja. Ihren Torhüter muss man wohl eine Teilschuld geben. Gegen die Griechen gepatzt, am Freistoßtor der Südkoreaner nicht schuldlos. Das ist heutzutage das Dilemma: ein Patzer des Torhüters und alle Früchte sind dahin. Wie dem auch sei, Nigeria gebührt Applaus. Dafür dass sie beherzt spielten, sich nicht versteckten und alles versuchten. Gut, eines wird mir im Gedächtnis bleiben: die Vernebelung todsicherer Torchance der Afrikaner, die es in zwei Spielen zu Wege brachten, den Ball nicht ins leere Tor, sondern daneben zu schieben. So etwas wird bestraft. Ja, ja.

Griechenland – frei nach Karl Kraus könnte ich jetzt sagen: „Griechenland? Dazu fällt mir nichts ein.“; aber man muss aufpassen, weil es ja Fußballfans gibt, die wissen, an wen dieser Sager von Kraus in den 1930ern gerichtet war. Und eh man sich versieht, wird Sport zu einer politischen Farce. Das ist nicht meine Absicht, also streichen wir das zuvor gesagte aus dem Protokoll und schütteln einfach nur verständnislos den Kopf. Dass Griechenland 2004 Europameister wurde, ist der Treppenwitz des Fußballs. Seien wir froh, dass nun die Post-Rehhagel-Epoche anbrechen wird. Vielleicht steigt auch Göttervater Zeus herab und erklärt den Griechen, dass man Tore nicht nur verhindern, sondern auch schießen kann. Freilich, dazu muss man sich anstrengen und es braucht ein wenig Grips und Disziplin. Und davon sollte es doch in Griechenland reichlich geben. Oder sollte ich mich irren?

Südkorea! Die Asiaten haben mich anno dazumal, in ihrer Heim-WM 2002 begeistert. Diese wieselflinken Spieler machten ein super Spiel gegen Italien, das mir wohl ewig in Gedächtnis bleiben wird. Solch eine Dramatik wird es wohl nicht mehr geben. Noch dazu mit einem Happy End für den damaligen Gastgeber. Ja, die Südkoreaner verstecken sich nicht. Sie getrauten sich sogar gegen das große Argentinien mitzuspielen und hatten dummes Pech, als sie in kurzer Zeit das Spiel aus der Hand gaben und mit einer Schiedsrichterfehlentscheidung das entscheidende Tor hinnehmen mussten. Wie dem auch sei, es ist ja noch einmal alles gut gegangen. Jetzt heißt es, am Samstag gegen Uruguay ein beherztes Spiel zu machen. Ja, von diesem erwarte ich mir eine ganze Menge. Uruguay, gestärkt von ihren Gruppenspielen, werden versuchen, die Südkoreaner von Beginn an unter Druck zu setzen – so, wie sie es gegen die Südafrikaner praktiziert haben. Ich schätze aber, dass die Asiaten dagegen halten werden. Ein Schlagabtausch könnte sich abzeichnen. Na, ein bisserl träumen werden wir ja noch dürfen, oder?

Argentinien? Was soll man zu den Südamerikaner sagen, außer, dass sie natürlich zum engeren Favoritenkreis diese Weltmeisterschaft dazugehören. Wirklich gefordert wurden sie von Nigeria und Griechenland eigentlich nicht. Aber gegen Südkorea bemerkte man, dass sie durchaus straucheln können, wenn man dagegen hält. Das macht mich ein wenig skeptisch, noch dazu, wo es gegen die sonst so aufgedrehten Mexikaner geht (die werden doch kein Drogenproblem haben?). Und eine Rechnung haben diese mit Argentinien ja noch offen. Weltmeisterschaft 2006. Argentinien musste in die Verlängerung, um dort die Entscheidung herbeizuführen. Ich schätze, die Mexikaner brennen auf Rache. Und das ist gut so. Wir wollen es schließlich brennen sehen, das Feuerwerk der Fußballgötter.

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