Das Frohlocken des Dichters, das Seufzen des Menschen

Da sitzt er also auf einer Bank aus Holz, sein Kopf zum blauen Himmel gestreckt, der Blick hinauf und hindurch. Er, der Dichter, der auch Mensch ist, skizziert den Tagtraum. Vergangene Episoden werden auf die imaginäre Bühne gestellt, die Szenerie beleuchtet, die Schauspieler instruiert. Es ist jene Perfektion, die es in der Wirklichkeit des Menschen niemals geben kann. Der Dichter, der Meister der ausgemalten Phantasie, braucht nicht viel, um in Schwung zu kommen. Nur ein sanftes Wort, ein gütiger Blick, eine einladende Geste, sie mögen reichen, um den Tagtraum in poetischen Tönen erklingen zu lassen. Der Dichter frohlockt. Dafür ist er geschaffen. Das ist der Sinn seines Daseins. Das ist der Sinn, der sich in der Wirklichkeit des Menschen niemals findet. Wonne, ruft er aus und fühlt sich beklatscht und bejubelt. Er verneigt sich vor seinem Publikum, das freilich nur jener Mensch ist, der ihn in seiner Brust trägt. Doch dieser klatscht nicht, dieser jubelt nicht. Er seufzt. Still. Leise. Melancholisch. Der Tagtraum hat ihm eine Möglichkeit vor Augen geführt, die Wirklichkeit hätte werden können. Nein, nein, er weiß es ja doch, dass dieser vom Dichter meisterhaft inszenierte Tagtraum in der Realität seines Lebens nicht einmal annähernd erreicht hätte werden können. Was bleibt, für ihn, ist der lange Blick in den blauen Himmel.

Schließlich wird er sich lösen.
Schließlich wird er sich von der Bank aus Holz erheben.
Und seines Weges gehen.

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