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Die Welt mit Hillary? Die Angst der Journalisten vor dem Tellerrand

davHeute bin ich durch Zufall auf den Kommentar des Vize-Chefredakteurs der altehrwürdigen Wiener Zeitung gestoßen. Es ist recht faszinierend, zu sehen, wie sich der gute Mann – gemeinsam mit all seinen anderen liberalen Kollegen hüben wie drüben – abmüht, die Illusionsblase gegenüber Präsident Trump nicht zum Platzen zu bringen und die kognitive Dissonanz der liberal gesinnten Leser nicht über Gebühr zu strapazieren. Doch hie und da muss auch der Pressemann und die Pressefrau über den Tellerrand gucken. In diesem Fall zieht der Redakteur vor Präsident Trump den Hut, weil er die „Hohepriesterschaft der liberalen Eliten“ zum Grübeln bringt. Der Kommentar endet damit – man möchte es nicht glauben – dass Hillary Clinton dies „wahrscheinlich nicht geschafft“ hätte. Allerhand, nicht wahr?

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Viktor Orbán und die eindeutige Agenda der europäischen Linken oder: Genossen, der Sieg der proletarischen Weltrevolution ist nah!

Allerhand, nicht?
Allerhand, was man so in russischen Archiven findet, nicht?

Falls Sie die Rede von Viktor Orbán, die er auf dem Kongress der Europäischen Volkspartei am 22. Oktober 2015 in Madrid gehalten hat, noch nicht gelesen haben, so sollten Sie das schleunigst nachholen. Es tut gut, in dieser medial aufgeheizten Stimmung die Überlegungen eines christlich-konservativen Politikers zu hören – ohne dass seine Worte und Sätze verstümmelt oder aus dem Zusammenhang gerissen werden. Ich denke, wir Bürger haben das Recht, beide Seiten der Medaille kennenzulernen. Wie dem auch sei, gegen Ende seiner Rede kommt er auf einen Punkt zu sprechen, der in Ihrer Tageszeitung für gewöhnlich als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet werden würde:

Wir müssen klar aussprechen, dass die europäische Linke einen eindeutigen Plan hat. Sie unterstützen die Migration. Tatsächlich aber importieren sie, sich hinter der Maske des Humanismus versteckend, zukünftige Wähler der Linken. Dies ist ein alter Trick, aber ich verstehe nicht, warum wir ihn akzeptieren müssten. Sie erachten die Registrierung und den Schutz der Grenzen als bürokratisch, nationalistisch und die Menschenrechte verletzend. Sie träumen von einer politisch derart aufgebauten Weltgesellschaft, in der es keine Religionen, keine Grenzen und keine Nationen gibt.

Tatsächlich ist aber dieser „linke“ Plan, diese Agenda, kein Hirngespinst. Um zu zeigen, was es mit diesem Plan auf sich hat, erlaube ich mir deshalb, Ihnen zwei Absätze aus dem Programm der Kommunistischen Internationale von 1928 näherzubringen:

Von den Zentren der kapitalistischen Macht bis in die entferntesten Winkel der kolonialen Welt unterwirft der Imperialismus die gewaltige Masse der Proletariar aller Länder der Diktatur der finanzkapitalistischen Plutokratie. Mit elementarer Gewalt enthüllt und vertieft der Imperialismus alle Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft, steigert die Unterdrückung der ausgebeuteten Klassen bis zum äußersten und treibt den Kampf der kapitalistischen Staaten auf die Spitze. Dadurch verursacht er unabwendbar weltumspannende imperialistische Kriege, die das gesamte herrschende Regime aufs tiefste erschüttern und führt mit eherner Notwendigkeit zur proletarischen Weltrevolution.

Der Imperialismus schlägt die ganze Welt in Fesseln des Finanzkapitals, zwingt die Proletarier aller Länder, Völker und Rassen mit Hunger, Blut und Eisen unter sein Joch und steigert die Ausbeutung, Unterdrückung und Knechtung des Proletariats ins Maßlose. Damit stellt der Imperialismus dem Proletariat unmittelbar die Aufgabe, die Macht zu erobern, und nötigt die Arbeiter, sich aufs engste zur einheitlichen internationalen Armee der Proletarier aller Länder zusammenzuschließen, über alle Grenzpfähle, über alle Unterschiede von Nation, Kultur, Sprache, Rasse, Geschlecht und Beruf hinweg.

Das Programm der Kommunistischen Internationale.
Angenommen vom VI. Weltkongreß am 1. September 1928 in Moskau.
entn.: IPK, 8. Jahrgang Nr. 133, Berlin, 30. November 1928
Link vom 25.10.2015

Gewiss, Sie werden vermutlich den Kopf schütteln, ob dieses gedanklichen Spagats. Aber wissen Sie, wenn man sich mit der Historie der, sagen wir, letzten hundert Jahre beschäftigt, dann muss man zum Schluss kommen, dass hier in der Tat eine Agenda verfolgt wird. Anders ist der Sachverhalt nicht zu erklären, dass europäische und amerikanische Finanzkapitalisten Lenin und damit die russische Revolution von 1917 finanzierten und so manche Medienhäuser in New York, Berlin und London dazu bewegen konnten, diese Revolution zu loben und etwaige blutige Massaker zu verschweigen. Eine mögliche, zugegeben äußerst spekulative Erklärung für die Zusammenarbeit von Ost und West, von arm und reich, könnte die von Präsident Putin gemachte Aussage über die Zusammensetzung der damaligen bolschewistischen Revolutionäre sein.

Falls Sie meinen, diese proletarische Weltrevolution sei ein alter Hut, dann muss ich Sie diesbezüglich eines Besseren belehren. Weil, am Ende geht es nur darum, dass eine elitäre Minderheit an der Spitze die Mehrheit am Boden kontrollieren und jegliche Opposition ausschalten möchte. Auf welche Weise und mit welcher Ideologie diese Kontrolle geschieht, ist vollkommen belanglos. Schlag nach bei Machiavelli, bei Orwell. Und wie soll bereits der Ökonom John K. Galbraith einmal gesagt haben: »Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus und im Kommunismus ist es genau umgekehrt.«

Michael Fleischhacker und die Sache mit der Lügenpresse

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Letzte Woche war es, als ich mit jungen Verlagsmenschen im „Redaktionsbüro“ der NZZ.at saß und den Ausführungen des Chefredakteurs und Co-Geschäftsführers Michael Fleischhacker lauschen durfte. Fleischhacker ist ein intelligenter Mann, gerade einmal ein Jahr jünger als ich, und weiß, wo er zu stehen hat. Auf meine Frage der „politischen Ausrichtung“ der NZZ.at antwortet er zuerst kurz und bündig mit „liberal“. Zwei Atemzüge später erwähnt er den Aufsatz von „Austrian“ F. A. Hayek mit dem sprechenden Titel Why I am not a Conservative. Gerade diese, beinahe im Vorbeigehen hingeworfenen Wissensgustostückerln machen einen Pressemann von Welt aus, wenigstens in den Köpfen gutgläubiger Medienkonsumenten.

In seinem – für gewöhnlich nur zahlenden Abonnenten zugänglichen – Newsletter vom 4. Oktober 2015 macht sich Fleischhacker Gedanken über seine Zunft. Im Beitrag, versehen mit der Überschrift Wir von der Lügenpresse, gesteht der Autor, dass die „anonymen Postings in den Userforen reichweitenstarker Nachrichtenportale […] zum Teil […] berechtigt“ sind und dass „die Auskünfte, die solche Foren über die Stimmungslage in der Bevölkerung geben, in der Regel näher an der Realität sind als die Artikel, unter denen sie gepostet werden“. Allerhand, nicht?

Beinahe möchte man einen zufriedenen Seufzer machen, im Glauben, dass es wenigstens einen Chefredakteur gibt, der bereit ist, über den vorgegebenen Tellerrand zu schreiben. Aber auf meine Frage, ob er auch „alternative Medien“ im Web durchsehe, bekomme ich die Antwort, die man von einem in Lohn und Brot stehenden Redakteur eines großen europäischen Medienkonzerns erwarten darf: Nein! Sehen Sie, genau da liegt der Hase im Pfeffer, weil, wenn all die Journalisten und Redakteure und Herausgeber immer nur die üblichen Quellen – also Presseagentur-Meldungen, Artikel in internationalen Leitmedien sowie Sachbücher renommierter Autoren – studieren, wie sollen diese dann überhaupt in der Lage sein, zu erkennen, was in der Welt gespielt wird? Die nächste Frage, die sich aufdrängt, ist jene, ob Medienleute überhaupt Interesse an der „Wahrheit“ bzw. „Wirklichkeit“ haben, weil “It is difficult to get a man to understand something, when his salary depends upon his not understanding it!” – Upton Sinclair.

Ich denke, der Lackmustest für Medien und deren Mitarbeiter ist der Umgang mit den Ereignissen von 9/11: So lange diese an der [offiziellen] Verschwörungstheorie festhalten und sie propagieren, kann man davon ausgehen, dass diese kein Interesse an der Wahrheitsfindung in gegenwärtigen oder zukünftigen Ereignissen haben werden. Deshalb versuche ich, soweit möglich, allen Mainstream-Produkten aus dem Weg zu gehen. Sie sind sowieso nur dazu da, den gutgläubigen Bürger in seiner Meinungsfreiheit einzuschränken. Oder wie schrieb 1965 der Mitherausgeber der FAZ:

Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.
Paul Sethe*

Zu guter Letzt bleibt mir nur, Herrn Fleischhacker das Online-Magazin Taki’s Magazine zu empfehlen, das in keiner Weise in die Kategorie „alternativ“ fällt, vielmehr versucht es die vom Mainstream festgemachten Grenzen der political correctness Ordnungshüter zu überwinden. Manchmal ist das komisch, manchmal schockierend, manchmal erhellend – und die Kommentare sind eine (amüsant-kluge) Welt für sich. Kudos.

We at Taki’s Magazine take our politics like we take life – lightly. We believe political labels such as conservative and liberal are as outdated as flared trousers and Nazis. Ideology is a false god, a secular religion that seeks vainly to create a paradise on Earth. Our only ideology is to be against the junk culture foisted upon us and mirages of a new world order. Think of us what you will, but read us. Our writers are never boring.

* Lesen Sie die Einblicke dieses Medien-Insiders, dann wissen Sie, was da draußen los ist! Zu finden in Hartmus Soell, Zum Problem der Freiheit des Journalisten. Aus der Korrespondenz Fritz Erler – Paul Sethe 1956/57, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München), 23.Jahrgang 1975, 4. Heft.