Als der Minnegesang dem Dichter gar zauberhaft ins Herz fuhr

Als Schriftsteller, der sich der Poesie verschrieben hat, wenn die Umstände es erfordern, vielleicht sogar erzwingen, hat man es recht leicht, wenn es gilt, sein Innerstes auf das Papier zu werfen. Es braucht weder langwierige Konzepte noch kurzweilige Aphorismen. Nichts dergleichen ist nötig. Es ist, als würde man zum Diktat befohlen und schreibt einfach nur auf, was da einem so ins Ohr geflüstert wird. Mehr war nicht. Mehr ist nicht.

Was habe ich nicht in all den Jahren an Briefen und Texten geschrieben, an Dichtungen gearbeitet, allesamt in Poesie getaucht, um einem anderen Menschen näherzukommen. Es war ein moderner Minnegesang, den ich auf das Papier pinselte, in der Hoffnung, etwas zu erreichen. Oftmals habe ich etwas erreicht. Das Wort, der Satz, sie können eine enorme Wirkung auf den anderen haben, vorausgesetzt, man versteht sein Handwerk und weiß, die Balance zwischen zu viel und zu wenig, zwischen Anspannung und Entspannung zu halten.

Gewiss, hie und da gab es Antworten auf mein poetisches Geflüster. Hie und da nickte ich die Arbeit der anderen ab und vergab gedanklich Noten. Ins Herz hat mich kaum ein Text getroffen. War ich zu abgebrüht? Oder quoll mir gar die Überheblichkeit aus allen Poren? Darauf weiß ich keine Antwort. Aber heute war es, vielleicht auch gestern, vielleicht auch erst morgen, als ich für einen kurzen Moment in einen Minnegesang eintauchen durfte, der für mich gedichtet war. Mit einmal kostete ich von jenem köstlichen Göttertrank, den sonst nur ich so formvollendet zu kredenzen wusste und weiß. Ja, da wurde er doch ein wenig blass, der Dichter und Poet, vielleicht lief er auch rot an. Schwer zu sagen, wenn das Atmen für einen kurzen Moment aussetzt und sich das Bewusstsein verabschiedet. Das mag übertrieben klingen, aber die Sprache ist nun mal nicht in der Lage, die Gefühlswelt auch nur annähernd zu beschreiben. Es bleibt bei Versuchen, die oftmals schal und beiläufig ins Leere laufen müssen.

Und sollte der Dichter nicht sang- und klanglos gen Olymp gefahren sein, wo die Götter über das Schicksal der Menschen befinden, dann hört er den Minnegesang, der ihm zauberhaft ins Herz getroffen hatte, noch heute.

Ein Gedanke zu „Als der Minnegesang dem Dichter gar zauberhaft ins Herz fuhr“

  1. P: „Mein sanfter Flügel weilt im Adlerhorst an der Küste der Götter. Er weilt hier noch, bis die Flügel sich spannen. Und repariert sind.“

    „Pass mir bitte auf, dass du nicht zu nah der Sonne kommst. Du weißt ja, wie das mal ausgegangen ist, nicht?“

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