Der Moment der absoluten Schwerelosigkeit #Leben #Liebe #Literatur

Gestern war es, als der Abend in die Nacht überging, als der Schreiber dieser Zeilen in die grün gemalten Augen seiner Muse blicken durfte, die ihm eine Frage stellte, die keine war. Diese Feststellung, einmal ausgesprochen, einmal gehört, aber noch nicht im vollsten Umfang für ihn begreiflich und erfassbar, reißt den Dichter wie eine Flutwelle mit sich. Ausgeliefert ist er diese Naturgewalt, die von einer sehnsüchtigen Hoffnung, einem oft geträumten Herzenswunsch erzählt, der mit einem Male in Erfüllung geht. Die Ordnung ist wieder hergestellt, alles ist an seinem natürlichen Platz, was oben war, ist oben, was unten war, ist unten. Nur das Herz und das Hirn des Dichters, sie taumeln und torkeln wie betrunken durch ausgesprochene Worte und hingeworfene Sätze, absolut wahr, zwingend wahrhaftig, und versuchen sich zu halten, zu fangen. Der Dichter kann nichts anderes tun, als auf die Wirkung zu warten, die diese Gefühlsoffenbarung in ihm auslöst.

Wann mag diese überwältigende Wirkung einsetzen, fragt er sich ängstlich, obwohl er keine Angst mehr haben müsste. Das ist die Crux in Literatur und Leben. Niemals ist dem Schicksal zu trauen. Und als Verfasser großer und tragischer Wendungen, weiß er nur zu gut, dass ein gewonnenes Herz, eine sich für eine Nacht hingebende Muse sich seiner schützenden und liebenden Hand entziehen kann.

Ja, überwältigt war der gute Mann, der sich Schriftsteller nennt und sich hie und da in eine gelungene Poesie verliert. So überwältigt, dass es ihn im Nachhinein peinlich berührt. So will er einen besonderen Brief, einen besonderen Blogbeitrag verfassen, um diesen einen magischen Moment für immer und ewig festzuhalten. Doch es geht ihm nicht leicht von der Hand, was vor Tagen und Wochen wie von alleine aufs Papier fiel. Es wird wohl seine Zeit brauchen, bis er wieder Atem und Gedankenblitze schöpfen kann. Er muss sich wohl gedulden, muss warten, bis sich das gestern Gesagte, das gestern laut Gefühlte in seinem Innersten ausbreiten und damit endlich in Herz und Hirn ankommen wird.

Bedächtig werden diese Zeilen getippt. Vorsichtig werden die Sätze gedacht und geschrieben. Am Ende tut es ja nichts zur Sache, wie dieser Beitrag zustande kam. Wichtig ist, dass er geschrieben wird, geschrieben wurde. Später, immer gibt es ein später, werden wir zurückblicken, du und ich, auf diesen Abend, auf diese anbrechende Nacht, und jenen Moment Revue passieren lassen, als sich für uns ein neues Universum erschloss. Ich stand an der Schwelle, die Türe mit einem Male weit geöffnet und blickte hinein. Sehnsüchtig möchte ich diesen einen Schritt hineintun. Und kann es nicht. Noch nicht. Die Muse muss sich aus dem Gedanklichen lösen und zur Frau werden, während der Dichter sich in jenen Mann verwandelt, der er immer schon gewesen ist. Dann, wenn sich Frau und Mann zum ersten Mal gegenüberstehen, wenn sich die erdigen Lippen mit der enthobenen Seele verbinden, im gewöhnlichen Leben würden wir dies als Kuss bezeichnen, dann schlägt das Schicksal ein neues Kapitel auf, vielleicht ist es auch der Anfang einer Geschichte, die nicht mehr enden wird und ins Unendlich greift.

Der blaue Himmel zeigt sich an diesem Junitag von seiner schönsten Seite. So viel gäbe es zu schreiben, noch mehr zu denken. Die Gefühle sind in einem Schwebezustand und werde es für eine geraume Weile bleiben, bis das helle Lachen gehört, die strahlenden Augen ein weiteres Mal gesehen werden dürfen. Es ist die Wonne, die leise seufzt. Es ist der Jubel, der ins Innere dringt. Es ist die Vorfreude, die das stille Glück erblühen lässt. Alles ist möglich. Nichts unmöglich. An diesem Junitag, der sich von seiner schönsten Seite zeigt.

Und wenn du dich mit deinen sanften Flügeln in den Himmel erhebst, dem magischen Kompass folgst, so bitte ich dich, der Sonne nicht zu nahezukommen. Der Mann und der Dichter, er würde es nicht verwinden, würde die Frau und die Muse von den Göttern in ein neues Labyrinth gelockt, aus der es keinen Ausweg gibt.

Sollte dies der Fall sein, so sei versichert, dass ich die Götter herausfordern werde, um dich zu befreien. Ja, es ist der antike Stoff, aus dem Träume gewoben und Herzen gewonnen werden.

Immerzu.

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