Alles andere bleibt eine Erinnerung #Leben #Liebe #Literatur

Gestern war es also. Der Schlusspunkt wurde gesetzt. Die Geschichte beendet. Nun gilt es, das in musischer Wollust in rund 12 Wochen hingeworfene rohe Geschreibsel mit nüchternem Blick zu überarbeiten. Viel ist gesagt, noch mehr gedacht worden. Die unglaublichen Erlebnisse zwischen E., der eigentlich R. ist und A., die eigentlich P. ist, sind ein Meilenstein gelebter Literatur, die in die Unwirklichkeit greift. Jetzt, wo der Bogen geschlossen ist – der allerletzte Brief fehlt freilich noch – es nichts mehr zu ersinnen und zu erhoffen gibt, macht sich im Schreiber dieser Zeilen, der sich gerne Dichter nennt und doch nur Mann ist, die Leere breit. Es ist freilich nicht das erste Mal, dass er diese Leere spürt.

Viele Bücher hat er geschrieben. Viele Leeren musste er erdulden. So unangenehm, ja, beinahe schmerzhaft diese Melancholie, die sich in Herz und Hirn ausbreitet, auch sein mag, es ist Teil eines jeden Buch- und Lebensprojektes. Will man Literatur zwischen zwei Buchdeckel zwängen, muss der Schriftsteller auch bereit sein, die Geschichte zu einem Ende zu bringen, diese loszulassen. Es ist schwierig. Weil das musische Ringen noch alle Möglichkeiten in sich trägt. Es mag eine Hochschaubahn der Gefühle gewesen sein, die den Dichter beinahe um den Verstand brachte, aber immer konnte er auf ein Ende hoffen, das ihn für all diese Mühen, all diesen Wahnsinn belohnt. Und Wahnsinn, ja, Wahnsinn kommt der Sache schon sehr nah.

Meine Muse, die sich immer wieder zu Wort meldete, mir nicht selten schlaflose Nächte und schreibwütige Morgenstunden bescherte, sie war etwas ganz Besonderes. Ihr helles Lachen, ihre strahlenden Augen, ihre verschlafene Stimme, sie ließen mich selig seufzen. Doch wehe, sie hatte eine Weile nichts übrig für mich. Diese zermürbende Schreibblockade zerrte an Körper und Geist. Zu keiner Zeit wusste ich, ob sie mich nicht doch noch verlassen würde, bevor die poetisch-literarische Liebesgeschichte ein passendes Ende finden würde. Der Schluss einer Geschichte ist genauso wie der Anfang ein wesentlicher Aspekt guter Literatur, gelebt oder erdacht.

Ein letztes Mal beschenkte mich meine Muse am Kaffeehaustisch. Es war, als würde sie auf einen Zettel jenen Titel kritzeln, den ich für diesen Beitrag, vielleicht sogar für das Buchprojekt selbst, verwende. In meiner Anmaßung wollte ich die Titelei verstärken, und tauschte „eine Erinnerung“ mit „nur Erinnerung“. Später erkannte ich, dass man einer Muse nicht widersprechen sollte. Sie hat immer recht.

Und jetzt? Sehne ich mich nach diesem musischen Geplauder, das einen in den Bann zieht und um den Verstand bringt. Aber es nützt ja doch nichts, ist der Punkt einmal gesetzt. Der Alltag – wenigstens nicht wolkenverhangen, sondern wolkenlos sonnig – hat mich wieder. Es wird seine Zeit brauchen, bis ich zurückblättere – und an jenen Moment erinnert werde, als mich die göttliche Inspiration zum Schreibtisch zwang. Ausgelöst durch das helle Lachen einer ganz besonderen Frau. Wie so oft wird Literatur nicht nur geschrieben, sondern auch gelebt und umgekehrt.

Wahrhaftig, diese 12 Wochen waren ein Wunder.
Gewiss, am Ende bleibt von diesem göttlichen Wunder nur eine Erinnerung.

Aber welch Erinnerung.
Welch Geschichte.

Man wird sie lesen
Man wird staunen.
Bald.

.
.
.

Moment. Hörte ich nicht gerade ein helles Lachen …
Galt es mir?


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