Der türkische Stein des Anstoßes, Syrien im Novmeber 2015

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Wenn es um Steine ging, waren die Osmanen nicht zimperlich

Seltsam, finden Sie nicht? Warum, in Gottes respektive Allahs Namen, wollten türkischen Abfangjäger einen russischen Allwetterbomber vom Himmel holen? Es sollte doch bekannt sein, dass die russischen Luftstreitkräfte in Syrien gegen terroristische Verbände der ISIS/ISIL/Daesh vorgehen. Ich war bis jetzt immer der Meinung, die ganze westliche Welt – von Washington und London, über Paris bis Ankara – würde die ISIS-Bedrohung eindämmen und bekämpfen wollen.

Der türkische UN-Botschafter gab zu Protokoll, dass zwei Flugzeuge den türkischen Luftraum für 17 Sekunden überflogen hatten:

Disregarding these warnings, both planes, at an altitude of 19,000 feet, violated Turkish national airspace to a depth of 1.36 miles and 1.15 miles in length for 17 seconds from 9:24:05 local time

Wikileaks zückte daraufhin den Taschenrechner und stellte fest, dass demnach der russische Bomber, dessen maximale Geschwindigkeit bei über 1300 km/h liegt, ungewöhnlich langsam flog – vergleichbar mit einem Auto, das im 1. Gang betrieben wird:

Journalists: Learn to do basic maths. Look at Turkey’s statement to UN: 1.15 miles / 17 seconds x 60 x 60 = 243 miles/hour = 391 km/hour

Und dann gibt es noch die Erklärung aus Moskau, dass das russische Flugzeug nicht den türkischen Luftraum verletzt hätte und auf syrischem Hoheitsgebiet abgeschossen worden wäre. Hm. Aussage steht hier gegen Aussage. Faites vos jeux.

Eine interessante Koinzidenz, dass vor über einem Jahr die israelischen Streitkräfte ebenfalls eine (syrische) Su-24 abschossen, da sich das Flugzeug im israelischen Luftraum befand – für 800 Meter. Je nach Geschwindigkeit dürfte das Flugzeug höchstens für ein paar Sekunden den Luftraum verletzt haben.

Es scheint, als hätten die israelischen und türkischen Streitkräfte den Finger am Abzug und sehen sich „gezwungen“, ISIS/ISIL/Daesh zu „unterstützen„, in dem sie die russischen und syrischen Flugzeuge vom Himmel holen – aus einer (paranoiden?) Befürchtung heraus, die syrischen bzw. russischen Streitkräfte wären eine Bedrohung für die Sicherheit ihrer Länder, obwohl Moskau ein gemeinsames militärisches Vorgehen gegen die Terroristen in Syrien vorschlägt. Ist nun diese (paranoide?) Befürchtung nachvollziehbar? Würden die Türkei und Israel am Ende auch französische und amerikanische Flugzeuge (die sich übrigens – im Gegensatz zu russischen – völkerrechtswidrig im syrischen Luftraum aufhalten) abschießen? Und falls nicht, warum nicht?

Conclusio: Unter der Hand heißt es, dass Ankara und Tel Aviv in Abstimmung mit Washington ISIS/ISIL/Daesh unterstützen – sei es logistisch, sei es materiell. Warum? Weil alle drei Fraktionen Syrien „gadaffisieren“ möchten. Wer jetzt nicht weiß, was damit gemeint ist, nun, der muss nur einen Blick auf das von den Westmächten „demokratisierte“ Libyen werfen. Dort kann man mit freiem Auge sehen, was für Syrien und den Iran geplant ist.

Falls Sie diese Überlegung nicht akzeptieren wollen, vielleicht hilft es, wenn Sie hören, was der ehemalige Präsident Jimmy Carter mit 91 Jahren über das politische System in den USA zu sagen hat:

[meine Übersetzung:] Es ist einfach nur eine Oligarchie, dessen Essenz die Bestechung mit unbegrenzten Mitteln ist, um in Folge einen [vereinbarten] Präsidentschaftsanwärter zu nominieren oder ihn zum Präsidenten wählen zu lassen. // Now it’s just an oligarchy, with unlimited political bribery being the essence of getting the nominations for president or to elect the president.

Jimmy Carter weiß, wovon er spricht. Er wurde damals von Rockefeller & Co politisch „groß gezogen“ – aber nach 4 Jahren für den besseren Schauspieler Ronald Reagan fallen gelassen. Und der wiederum stolperte mit seinem Vize George Bush Sen. in die Iran-Contra-Affäre. Damals ging es einfach darum, Terroristen in Nicaragua mit Waffen zu versorgen. Das war freilich illegal – deshalb wurde es geheim und in aller Stille vom CIA und den Militärs durchgeführt. Illegal war auch der Drogenschmuggel, der die Mittel für die Waffenkäufe bereitstellte. Teile der amerikanischen Behörden waren den Terroristen aus Nicaragua äußerst behilflich dabei, die Drogen außer Landes und nach Kalifornien zu bringen. Einen kleinen Einblick über die Zusammenhänge und wie mit investigativen Journalisten umgegangen wird, die diese Korruption publik machen wollten, erfährt man in dem empfehlenswerten Kinofilm Kill the Messenger.

Glauben Sie mir, in den Machtzentren dieser Welt gehen die elitären Bürokraten über Leichen und leben die Maxime von Stalin: „Ein Todesopfer ist eine Tragödie, eine Million nur eine Statistik.“

Terrorismus: Was gesagt werden muss!

 

In der Presse und in der Tagesschau erfahren Sie nichts, was Sie nicht schon wissen. Niemand der bezahlten Journalisten und Redakteure, die über den Tellerrand gucken dürfen – vielleicht wollen sie auch gar nicht, wer weiß. Deshalb braucht es aufgeklärte Bürger und Politiker, die bereit sind, das offizielle Narrativ: „Hier die Guten, dort die Bösen“ zu hinterfragen.

Der kleine und der große Terrorismus

Wir müssen endlich beginnen, die beiden Ausprägungen von Netzwerken in Bezug auf ungesetzliche Aktivitäten zu unterscheiden. Der kleine, sozusagen rebellische Einzelhandelsterrorismus hat nichts mit dem großen, sozusagen staatlichen Großhandelsterrorismus zu tun und trotzdem wird diese äußerst wichtige Unterscheidung weder von Journalisten noch von Politikern getroffen. In dem bereits im Jahr 1981 erschienen Büchlein The Real Terror Network: Terrorism in Fact and Propaganda von Prof. Edward S. Herman, heißt es im Vorwort:

[meine Übersetzung:] »Kurz, wir leben nicht nur in einer Zeit eines eskalierenden ›Terrorismus‹, sondern auch in einer orwellschen Zeit, in der Begrifflichkeiten genauso wie Presse- und Universitätswesen geregelt und organisiert werden. Dadurch ist es möglich, dass der Begriff ›Terror‹ im allgemeinen Sprachgebrauch nur noch den geringeren [rebellischen Einzelhandels-] Terror bedeutet während der größere [staatliche Großhandels-] Terror als im Verschwinden begriffen erklärt wird und wenig Beachtung erhält.«

Der rebellische Einzelhandelsterrorismus ist in seiner Tragweite beschränkt, da er vorrangig lokal agiert und in seinen Ressourcen limitiert ist. Robin Hood oder Andreas Hofer oder Hans Kohlhase, wenn man so möchte, waren Rebellen, die sich gegen ein politisches System auflehnten. Es steht hier nicht an, festzustellen, ob diese Auflehnungen richtig oder falsch gewesen sind, sondern es geht vielmehr darum, aufzuzeigen, wie bescheiden die Mittel und Werkzeuge dieser „terroristischen Organisationen“ seinerzeit waren.

Der staatliche Großhandelsterrorismus ist in seiner Tragweite unbeschränkt, da er global agiert und auf beinahe unlimitierte Ressourcen zurückgreifen kann. Neben den von Regierungen offiziell genehmigten militärisch-politischen Aktionen (Bombardierungen, Inhaftierungen, Subventionen, Sanktionen, usw.)  gibt es eine Reihe nicht genehmigter Operationen, die im Sinne der „Staatssicherheit“ geheim durchgeführt werden. So ist es üblich, dass Geheimdienstagenturen kleine und große Terror-Netzwerke gründen, um diese für ihre Agenda einzusetzen (siehe Gladio). Rebellische Untergrundorganisationen, die bereits bestehen, werden vom Geheimdienstapparat infiltriert und mit loyalen Schlüsselspielern besetzt.

Mit anderen Worten, die größte Gefahr stellt der geheimdienstliche und damit staatliche Großhandelsterrorismus dar, der sich gerne des Einzelhandelsterrorismus bedient. Sieht man sich die Terroranschläge der letzten Jahrzehnte genauer an, bemerkt man Ungereimtheiten und Anomalien, die nur dadurch erklärbar sind, dass es behördliche Einwirkungen vorher und nachher gegeben haben muss. Mit anderen Worten, irgendwo da draußen, gibt es hochrangige Beamte, die im Sinne der „Staatssicherheit“, „ihre“ Terroristen hegen und pflegen und schützen und, wenn die Zeit gekommen ist, anleiten.

Es gilt deshalb, als Bürger eine lückenlose Aufklärung terroristischer Verbrechen – dazu zählen auch psychologische Operationen (Psyops) – einzufordern. Auch wenn Medien und Politiker nichts davon wissen wollen – wir sind es den Opfern schuldig, dass die wahren Täter im Vorder- und (vor allem) im Hintergrund ausgeforscht und schließlich zur Verantwortung gezogen werden.

Hysterie 2.0: Je suis propagande

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Nur für den Fall, dass Sie die letzten Tage wie betäubt in den hysterischen Chor eingestimmt haben, möchte ich Ihnen nun ein wenig Ruhe empfehlen. Denn, so schrecklich und teuflisch und bösartig und brutal die mediale Berichterstattung auch ist, wir dürfen niemals vergessen, dass es die elitären Schlüsselspieler sind, die in einem Moment der Betäubung eine für die Bürger unangenehme Kurskorrektur vornehmen können.

Kurz und gut, ein brennender Reichstag, ein bombardiertes Pearl Harbor, ein ermordeter Thronfolger oder ein sich in Staub aufgelöster Wolkenkratzer geben den Machthabern die „legitime“ Möglichkeit, die innere und äußere Welt mit Gewalt und Tod zu überziehen. Aber Krieg ist nur ein skrupelloses Geschäft, wie Generalmajor Smedley Darlington Butler (1881-1940) eindringlich darlegte:

[meine Übersetzung:] Es gibt keinen Trick im Gangstergeschäft, den die Militärbande nicht kennen würde. Sie hat ihre ›Denunzianten‹ (um auf Feinde zu zeigen), ihre ›Muskelprotze‹ (um Feinde zu vernichten), ihre ›Gehirnakrobaten‹ (um Kriegsvorbereitungen zu planen) und einen ›Big Boss‹ (super-nationalistischer Kapitalismus). Es mag seltsam scheinen, dass ein Militarist solche Vergleiche anstellt. Aber Ehrlichkeit verpflichtet mich dazu. Ich verbrachte 33 Jahre und 4 Monate im aktiven Dienst als ein Mitglied der schlagkräftigsten Streitkraft des Landes, dem Marine Corps. Ich diente in allen Offiziersdienstgraden – vom Leutnant bis hin zum Generalmajor. Und während dieser Jahre verbrachte ich die meiste Zeit damit ein erstklassiger Muskelprotz für Big Business, für Wall Street und für die Bankiers zu sein. Kurz, ich war ein Gangster im Auftrag des Kapitalismus.

Major General Smedley D. Butler, America’s Armed Forces: 2. ›In Time of Peace‹: The Army, Common Sense, Vol. 4, No. 11, November 1935, S. 8ff., zit. n. Grover Furr, Montclair State University

Ein bisschen Krieg, ein bisschen Sonne, für unsere Wirtschaft, unter der wir stöhnen

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Es geht ganz einfach, wirklich!

Weil im Moment in manchen Köpfen die Sicherungen durchbrennen, möchte ich zeigen, wie einfach es ist, die Leutchen dazu zu bringen, sich die Schädel einzuschlagen. Deshalb, seien Sie kritisch/skeptisch, wenn Sie bemerken, dass die Zeitungen oder TV-Nachrichten Sie dazu bringen möchten, ein politisches Lager zu hassen oder zu fürchten. Bedenken Sie, dass in (Vor-)Kriegszeiten in allen Staaten eine offizielle Propaganda-Stelle (in George Orwells 1984 heißt diese sinnigerweise Wahrheitsministerium) für den „richtigen“ Ton und die „notwendigen“ Schlagzeilen in den Medien sorgt. Die Wahrheit, wie man bekanntlich weiß, ist im Kriegsfall das erste Opfer. Aber glauben Sie ja nicht, dass nach Ende der Kampfhandlung der Sieger die Historie geraderückt, ganz im Gegenteil. Der Sieger, auch das ist eine Binsenweisheit, schreibt die Geschichte in seinem Sinne.

Die belgische Historikerin Anne Morelli hat die Prinzipien der Kriegs-Propaganda auf 10 springende Punkte gebracht – ich habe mir erlaubt, die eine oder andere Anmerkung dazu zu machen:

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1. Wir wollen den Krieg nicht
Vgl. die pazifistischen Wahl-Slogans von den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson (1913-1921), Franklin D. Roosevelt (1933-1945) und Barack Obama (2008-2016).

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2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung
Vgl. Pearl Harbour und die zuvor von Washington durch Sanktionen in die Ecke gedrängte Japanische Regierung – „Der Gegner gab den ersten Schuss ab!“

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3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge
„Die Achse des Bösen/The Axis of Evil“

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4. Wir kämpfen für eine gute Sache
„The good war!“

The myth of the good war: [meine Übersetzung] „Die Glorifizierung des Zweiten Weltkriegs hatte auch praktische und unheilvolle Konsequenzen. Es verführte uns zu einer leichteren Akzeptanz von „liberalen Interventionen“, begründet in der Annahme, dass nur wir im Westen so rechtschaffen und qualifiziert seien, um die Unterscheidung zwischen dem politisch Richtigen und dem politischen Falschen zu treffen – und die Überzeugung, dass unsere verinnerlichte Rechtschaffenheit alle Mittel heiligt, welche Zwecke auch angewendet werden und so ziehen wir [guten Gewissens] eine Feuerschneise von Dresden über Bagdad bis nach Tripolis. Worse than that, the glorification of the second world war has had practical and baleful consequences. It has led us to an easier acceptance of “liberal interventionism”, founded on the assumption that we in the west are alone virtuous and qualified to distinguish political right from wrong – and the conviction that our self-evidently virtuous ends must justify whatever means we employ, lighting up a bomber flare path from Dresden to Baghdad to Tripoli.“

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5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
Präsident George Bush Oktober 2002: „Das irakische Regime besitzt und produziert chemische und biologische Waffen. Es versuch, an Nuklearwaffen heranzukommen. The Iraqi Regimet possesses and produces chemical and biological weapons. It is seeking nuclear weapons.“

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6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Versehen
Vergleiche die Bombardierung eines Spitals von Ärzte ohne Grenzen der US-Luftwaffe in Kunduz und den Vorwurf Washingtons, dass russische Streitkräfte Spitäler bombardiert hätten, ohne jedoch faktische Beweise vorzulegen. Die westliche Presse übernahm die Vorwürfe ungeprüft.

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7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
Präsident George Bush Sr. Jänner 1991: „I’m hopeful that this fighting will not go on for long and that casualties will be held to an absolute minimum.“

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8. angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache
Hollywood Goes to War: Patriotism, Movies and the Second World War from Ninotchka to Mrs Miniver: „Hollywood ging mit Enthusiasmus in den Krieg […] und versuchte die Kriegsanstrengungen zu zu verstärken. Hollywood went to war with gusto […] was trying to boost the war effort.“

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9. Unsere Mission ist heilig
Präsident George Bush Mai 2003: „In this battle, we have fought for the cause of liberty and for the peace of the world.“

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10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners.
Präsident George Bush November 2001: „You’re either with us or against us in the fight against terror.“

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Ich würde noch einen weiteren Punkt anführen:
11. Nur der Gegner betreibt Propaganda, während wir unsere Bürger aufrichtig informieren.
Somit ist es unmöglich, für einen aufrichtigen Politiker, der Weltöffentlichkeit jemals Fakten und Beweise vorzulegen, ohne vom Presseapparat diskreditiert und der Propaganda beschuldigt zu werden. Vgl. Staatsstreich in Guatemala 1954 – angezettelt und ausgeführt mit Unterstützung der CIA: In den USA werden zu jener Zeit Artikel in den Zeitungen publiziert, die davon sprechen, dass (Präsident von Guatemala) Arbenz tausende politische Gegner inhaftiert hätte (was freilich nicht stimmte). Vor der UN-Versammlung in New York fordert der Außenminister von Guatemala einen neutralen Ausschuss, der die vorgebrachten Anschuldigungen der USA prüfen soll. Aber die USA und ihre Verbündeten tun diese Anschuldigungen als Propaganda ab und blockieren durch ihre Stimmen im Sicherheitsrat die Bildung eines Ausschusses und damit eine offizielle Prüfung der politischen Lage in Guatemala. Die Folge war der Sturz der demokratisch gewählten Regierung. Guatemala versank für 30 Jahre in einen Bürgerkrieg, der rund 200.000 Zivilisten das Leben kosten sollte. Die Opfer waren in der Mehrzahl Ureinwohner (Mayas) des Landes. Kommt uns das jetzt nicht alles irgendwie bekannt vor?